Die Mariahilfer Straße ist nicht nur die längste und meist frequentierte Einkaufsstraße Österreichs, sie beherbergt auch jede Menge historischer Gebäude.
Eines davon, mit der Nummer 10-18, hat bereits eine über 100jährige Geschichte zu erzählen. Die Immobilie an der Ecke Karl-Schweighofer-Gasse hieß 1839 „zum roten Krebs“ und wurde nach dem Abriss stückweise parzelliert.
Gemeinsam mit Heinrich Weltmann gründete der belgisch-österreichische Unternehmer Stephan Esders 1877 das Textilgeschäft „À la grande fabrique“. Der frühere Erfolg in Brüssel, Antwerpen, Hamburg, Rotterdam, Breslau und St. Petersburg ebnete den Weg für das erste Warenhaus internationalen Formats in Wien.

©Familie Esders
Im April 1895 konnte das fünfgeschossige Etablissement „zur großen Fabrik“ als erste Wiener Niederlassung feierlich eröffnet werden. Der Architekt Friedrich Schachner nahm sich dafür große Pariser Warenhäuser, wie Galeries Lafayette oder Printemps zum Vorbild. Mit den erstmalig in Wien vorhandenen, 39 beleuchteten Schaufenster im Parterre sowie im Mezzanin und mit 12.000m2 Verkaufsräumen zählte es zu den größten und attraktivsten Warenhäusern der Welt.
Nach Esders‘ Tod (1920) übernahm sein Sohn Bernhard (bis 1933), dann sein Enkel Stefan die Leitung des Unternehmens. Das Haus wurde gegen Ende des zweiten Weltkriegs in Mitleidenshaft gezogen und die beeindruckende Fassade stark beschädig. Erst in den 1950er Jahren war es möglich einen normalen Verkaufsbetrieb wieder aufzunehmen.

©Derganz
1964 übernahm die Rudolf Leiner GmbH die Immobilie und veränderte das Gebäude erneut. Neben dem Einbau von Aufzügen und Rolltreppen folgten einige Modernisierungsmaßnahmen und die radikale Vereinfachung der Fassade im Stil der Nachkriegsmoderne. 1991 wurde eine dreigeschossige Tiefgarage ergänzt und die Verkaufsfläche konnte von 12.000 auf 30.000m2 vergrößert werden.
In Zukunft wollen wir die ursprüngliche Nutzung des Hauses im Rahmen einer Neuinterpretation wieder zum Leben erwecken und mit dem städteplanerisch anspruchsvollen Projekt die WienerInnen sowie auch BesucherInnen und Gäste aus dem In- und Ausland ansprechen.
Beim internationalen Architekturwettbewerb konnte sich OMA (Office for Metropolitan Architecture) gegen Bjarke Ingels Group, Snøhetta und Hadi Teherani durchsetzen und präsentierte eine moderne Version des Traditions-Warenhauses als Begegnungsstätte mit einem Mix aus Shopping, Gastronomie, Hotel und konsumfreien Zonen.
Das Projekt soll ein starkes Signal für die Zukunft des stationären Einzelhandels setzen und mit der KaDeWe Group, einem Mietermix mit Waren aus dem Premium-Segment, Produkten des täglichen Bedarfs und lokalen Fashionlabels beinhalten. Ebenso stehen den BesucherInnenn auf dem Dach anspruchsvolle Gastronomie und ein öffentlich zugänglicher Dachpark mit Blick über die Stadt zur Verfügung. Diese Fläche von rund 1.000 m² ist als konsumfreie Zone geplant und wird auch außerhalb der Geschäftszeiten zugänglich sein. Das neu gestaltete Objekt sieht außerdem ein Hotel mit 150 bis 165 Zimmern vor.
Die Umsetzung des zukunftweisenden Warenhauses wird in der ersten Hälfte 2021 starten. Alle aktuellen Infos zum Projekt findet ihr auf der Homepage und natürlich auf unserer Facebook Seite.